Erweiterungsprozess Kunsthaus Zug
Das Kunsthaus Zug besitzt eine bedeutende, umfangreiche Sammlung. Aus Platzmangel können wir derzeit diese Werke parallel mit Wechselausstellungen nicht kontinuierlich zeigen. Besonders die Schätze in den Bereichen klassische und Wiener Moderne, die weltweit anerkannt sind und Besuchende nach Zug locken, sollten in repräsentativen Teilen regelmässig gezeigt werden können. Die Infrastruktur der Anfang der 90er-Jahre von Franz Füeg zum Kunsthaus Zug umgebauten Anlage Kaiser im Hof aus dem 16. Jahrhundert bedarf einer Ergänzung, um heutigen Ansprüchen der Besuchenden, aber auch den heutigen Vorgaben zu entsprechen. Darüber hinaus haben wir das Erweiterungsvorhaben am bewährten Standort mit einem Nachdenken über die Aufgaben eines zukünftigen Kunsthauses in einer sich rasant verändernden Zeit verknüpft. Für viele Fragen gilt es, Antworten zu finden: Wie geht man mit Besuchenden als Gästen um? Wie kommuniziert man mit ihnen? Wie liesse sich die Verdichtung der Anlage durch die räumliche Erweiterung mit einer grösseren Öffnung nach aussen und zur Stadt verknüpfen? Wie verhalten sich die historische Substanz und die neuen Räume zueinander? Wie soll man Kunstwerke präsentieren? Bei diesem mehrjährigen, anspruchsvollen Prozess werden wir vom Berliner Architekturbüro Studio Other Spaces (SOS) und von Emilia Kabakov, New York, unterstützt. Olafur Eliasson und Sebastian Behmann als Gründer von SOS sind mit dem Kunsthaus durch künstlerische Kooperationen bestens vertraut. Sie verbinden in besonderer Weise künstlerische und architektonische Kompetenzen. In Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Zug, mit den lokalen Behörden und mit beratenden Expertinnen und Experten hat SOS in mehreren Schritten eine überzeugende Grundidee entwickelt. Daraus ging auch diese Plattform «Das transparente Museum» als digitale Erweiterung hervor. Für das Schauarchiv von Ilya und Emilia Kabakov im Daheimpark konnte noch keine mit denkmalpflegerischen Ansprüchen entsprechende Lösung gefunden werden. Die Idee von SOS wird nun mit allen Beteiligten weiterbearbeitet. Wir stellen sie im Kunsthaus Zug im Laufe des Sommers vor. Parallel sind betriebliche und finanzielle Aspekte in Abklärung. Der begonnene Planungsprozess ist privat finanziert. Für den Bau wurden bereits private Gelder zugesprochen oder in Aussicht gestellt. Die Finanzierung soll mit Beiträgen von der öffentlichen Hand, von Stiftungen, Mäzen:innen, Gönner:innen, Firmen und vielen Privatpersonen möglichst breit abgestützt werden. Christoph Rütimann begleitet die baulichen Diskussionen und Veränderungen des Kunsthaus Zug seit 2010 mit künstlerischen Arbeiten.
Studio Other Spaces schreibt:
Im Rahmen von Projekt Sammlung, dem vom Kunsthaus konzipierten Sammlungsmodell für die Förderung langjähriger künstlerischer Kooperationen, begann die Zusammenarbeit mit dem Künstler Olafur Eliasson bereits 2004 mit «The body as brain», einer Ausstellungsserie, die das Museum zum Labor für die Erforschung der eigenen Wahrnehmung machte. Dafür entstanden die Arbeiten The body as brain (2003-2004), The body as brain, Water tower concert (2005-2006), The body as brain, Lava floor (2007–2008) und The moving museum (2009), die sich alle mit möglichen Transformationen des Gebäudes befassten und zu Konversationen über die Anforderungen an eine kontemporäre Kulturinstitution anregen sollten. Eliassons These: «Eine Museumssammlung ist nicht die blosse Summe von Objekten, sondern ein Forum, eine Plattform für Gespräche.» Studio Other Spaces, das Büro für Architektur und Kunst, das Eliasson mit dem Architekten Sebastian Behmann in 2014 gründete, arbeitet nun an der tatsächlichen Transformation des Kunsthauses. Die architektonische Transformation von Studio Other Spaces (SOS) erweitert den Entwurf des Architekten Franz Füeg, der 1990 die Anlage aus dem 16. Jahrhundert umbaute und das Kunsthaus zu dem machte, was es heute gesellschaftlich darstellt. «Das von mir gebaute Kunsthaus Zug ist ein Provisorium. Es muss weitergehen», äusserte sich Franz Füeg 2019 über die Erweiterungspläne von Studio Other Spaces, die das bestehende Zusammenspiel aus Barockvilla, Herrenhaus, Flügeln und Park neu strukturieren und erweitern. Wesentlicher Zugewinn ist ein grosser Ausstellungsraum, in dem zeitgemässe Ausstellungen gemacht werden können, die im Kontrast zu bisherigen räumlichen Möglichkeiten stehen. Durch die Vergrösserung der Ausstellungsflächen wird es in Zukunft möglich sein, die Sammlung des Kunsthaus und Wechselausstellungen zugleich zeigen zu können. Die diversen Aktivitäten des Kunsthauses und die baugeschichtlichen Schichtungen – die Stadtmauer, das Herrenhaus, der Huwilerturm, der Daheimpark, die Erweiterungsbauten, und geplante Erweiterungen – werden räumlich definiert und formen ein neues Ensemble. Ein Teil des Konzepts von SOS bezieht die digitale Komponente der Transformation mit ein: Die Webseite des Kunsthauses als virtuelle Repräsentation der Institution ist mit der Analyse und architektonisch-künstlerischen Umgestaltung zusammengedacht. Die vielen Bereiche des Kunsthauses, wie etwa die Forschung, der Austausch mit anderen Museen, die umfangreiche Kunstvermittlung, der Freundeskreis, und seine Position als sozialer Anker in der Stadt Zug werden über die Gestaltung der neuen Webseite und dann räumlich auf die Gestaltung der Erweiterung übertragen. Der Prozess, der mit Olafur Eliassons Ausstellungen vor 20 Jahren begonnen hat, wird nun über zahlreiche Dialoge mit dem Museumsteam, Ingenieur:innen und Denkmalpfleger:innen fortgesetzt.