_____________________ Am 19.03.2024 um 11:41 Matthias Haldemann an Peter Sandbichler
lieber peter dann gehen wir den schädel an… transport ist i.o. alles weitere müssen wir hier im zusammenhang prüfen. liebe grüsse matthias
_____________________ Am 19.03.2024 um 11:21 Peter Sandbichler an Matthias Haldemann
Lieber Matthias,
ich habe mich gerade sehr über deine Nachricht gefreut.
Den Pferdeschädel würde ich dann gleich in Angriff nehmen. Die Vorarbeit habe ich schon im Computer begonnen, damit ich die Darstellungen für dich machen kann. Ich habe den Schädel nicht einfach eingescannt, sondern ihn im 3D Programm gebaut. Ganz grob, aber es tut seinen Zweck, um das Ding dreidimensional zu verstehen. Für Donnerstag habe ich mir gestern schon einen Termin im Naturhistorischen Museum ausgemacht. Dort kann ich einen echten Pferdeschädel studieren. Ich vermesse ihn, fertige Fotos und Zeichnungen an, wenn es die Zeit erlaubt. Diese Studien nehme ich immer sehr genau. Absichtlich mache ich das analog. Ich verwende gerne verschiedene Medien, um mich der Form anzunähern. Die Umsetzung in den Guss erfolgt dann aber komplett analog. Ich baue die Negativform. Heisst, ich muss alles umdrehen, verkehrt denken. Fehler passieren, es entsteht etwas Neues, das aber trotzdem einen Pferdeschädel erkennen lässt. Ich schicke dir ein Foto von der Produktion von der Gussform für einen Geparden. Alles kommt zum Einsatz, was irgendwie der Form dient. Nach dem Guss sehe ich das Ergebnis das erste Mal. Der Zufall spielt eine grosse Rolle in den verschiedenen Oberflächen der Materialien, die ich für den Bau der Gussform verwende. Du fragst, was das finanziell bedeutet? Der Transport von einer Arbeit mit den ungefähren Maßen 220x70x70cm von Wien nach Zug und retour. Unter 100 kg schwer. Und was du zu den Produktionskosten in so einem Fall beitragen kannst, freut mich natürlich. Für mich bedeutet das die Produktion eines weiteren Schädels in meiner Serie «Skulls». Wie lange ich daran arbeiten werde, lässt sich schwer sagen und das kann man auch nicht rechnen. Kosten, die definitiv anfallen, sind die Materialkosten ca. € 2000.- und ein Mitarbeiter für zwei drei Tage, ca. 600.-. Jede Unterstützung ist willkommen. Die Skulptur steht dann auch für den Verkauf zur Verfügung. Sie ist mit dem schwarzen Beton auch gut für den Aussenraum. Ich hatte auch schon Vereinbarungen, dass die Institution die Produktionskosten beim Verkauf rückerstattet bekommt. Das allerdings ist ein wackeliges Modell, wenn dann unter Umständen Jahre ins Land ziehen, bis die Arbeit verkauft wird. Alles Liebe Peter
_____________________ Am 19.03.2024 um 08:05 Matthias Haldemann an Peter Sandbichler lieber peter vielen dank für die interessanten ideen. beides kann ich mir an sich gut vorstellen. der schädel bei «bucephalus» wäre ideal. wie sieht denn die finanzielle seite für uns aus? sorry, dass ich so prosaisch bin, doch gestern hatten wir finanzsitzung…. liebe grüsse matthias
_____________________ Am 18.03.2024 um 17:37 Peter Sandbichler an Matthias Haldemann
Lieber Matthias, während mir die Eindrücke aus «Us, You, Me» durch den Kopf gehen, bleiben meine Überlegungen an zwei Arbeiten hängen, die ich dir für die Ausstellungsbeteiligung im Juni vorschlagen möchte. Beide Entwürfe leiten sich aus Werkgruppen ab, die ich seit langem verfolge. Die Serie «Skulls» habe ich 2011 begonnen, die ersten «Bones» stammen aus 2020.
Ich schicke dir ein paar Gedanken dazu und sende im Anhang Entwürfe bzw. Modelle der Skulpturen, an denen ich jetzt arbeite, sowie Fotos von bereits existierenden Arbeiten, damit du eine Vorstellung von der Dimension und Materialität bekommst.
Skull: Der Schädel als Schale für das Gehirn ist Ausgangspunkt der Reihe «Skulls», die ich aus der konkreten Anatomie ableite, formal aber sehr frei und maßstäblich stark vergrößert umsetze. Mich interessiert dabei der charakteristische Wiedererkennungswert von einem spezifischen Schädel, wie etwa von einem Stier, einer Katze oder einem Vogel trotz substanzieller Abweichungen vom Original. Ich baue die Gussformen sehr improvisiert mit Abfallmaterialien aus dem Atelier auf. Dennoch, die grobe Stellung von Augenhöhlen und Schnauze definieren den Ausdruck so, dass man das Tier erkennen kann. Mit der aktuellen Arbeit an einem Pferdeschädel taste ich mich an den «Bucephalus» heran. Das fließend Verwesende, horizontal Fragmentarische bei Kiesler, der harte Körper als schützende Höhle, darniederliegend mit aufragenden Beinen, die wie Flügel zum Abheben ansetzen. Die amorphen Formen meiner «Skulls» mit ihren Öffnungen und Windungen sind je nach Lage eindeutig mehrdeutig; Gehäuse, Schale oder Schild. Aktuell arbeite ich an einer Skulptur im Format 220x70x70 cm, die ich in schwarzem, sehr leichtem Beton gieße. Ein Material, das alle Details der «unsauberen» Form aufnimmt und brillant wiedergibt. Rein technisch handelt es sich bei den Arbeiten um Hohlgüsse. Ein mit Glasfaser bewährter Hochleistungsbeton wird in die Form eingebracht. Die Wandstärke der Form ist nie dicker als 5 bis 8mm. Schalenformen und Hohlräume entstehen ähnlich wie beim «Bucephalus». Das Material ist sowohl für den Innen- als auch für den Aussenraum geeignet. Bone: Neben der Serie «Skulls» haben sich die «Bones» entwickelt, die ich nicht wie die Schädel gieße, sondern konstruktiv aus unterschiedlichen Holzresten aufbaue. Ausgangspunkt ist ein Fundobjekt: der Wiener Rindssuppenknochen. Die vom Fleischer mit der Bandsäge zersägten Wirbelknochen bekommen dadurch gerade Flächen, die sie auf allen Seiten zum Liegen oder über die Kanten gekippt zum Stehen bringen. Als «Correlatives» sind die «Bones» für die Benutzung vorgesehen. Im Bewegtwerden bekommen sie performativen Charakter. In zwei Ausstellungen in Wien bzw. Bressanone wurden sie auf einem dafür ausgelegten Kartonboden von Akteuren in unterschiedliche Konstellationen durch den Raum bewegt. Durch die Variabilität - horizontal liegend, vertikal stehend, aufragend - kommen die geschwungenen Formen und Durchblicke verstärkt ins Bild. Alternativ passiert das genauso, wenn man sich um die Skulptur herumbewegt und sie aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Ich hoffe, du kannst dir unter meiner Beschreibung etwas vorstellen. Gerne können wir am Telefon weiter darüber sprechen. Einstweilen mit herzlichem Gruß aus Wien, Peter
[SIEHE BILDERSTRECKE]
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