Till Velten
Einzelsystem
Der Künstler Till Velten (Berlin und Basel) hat sich in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Zug fragend auf den Weg gemacht, die Eigenarten der Stadt Zug zu erkunden, um sie in seiner Ausstellung zu porträtieren. Der Künstler agiert weder als Enthüllungsjournalist noch blickt er durch eine politische Brille. Das Suchen nach individuellen Lebensentwürfen, nach der authentischen Beschreibung eines Verhältnisses zu Wohn- oder Arbeitsort, zu alltäglichen Beschäftigungen, zur Religiosität oder zum Geld: Das ist die Grundlage, ja der Antrieb für die intensive und lange Auseinandersetzung vor Ort seit Ende 2005 im Rahmen von Projekt Museum.
Informationsquelle sind vorwiegend Menschen in Zug, Methode der Annäherung ist das Gespräch. Mit Ton- und Videodokumenten – Ergebnisse zahlreicher Interviews – setzt sich Velten über das Modell des Atelierkünstlers hinweg und speist den musealen Raum mit Zeugnissen der Gegenwart. Für ein Gespräch kommt ein Vertreter der aussterbenden Berufsfischerei ebenso in Frage wie die Leiterin des lokalen ornithologischen Vereins, Angehörige des Internats Institut Montana ebenso wie ein Kapitän der Zuger Schifffahrts-Gesellschaft, eine Nonne und hochrangige Vertreter der Privatwirtschaft. Im Nebeneinander der Gespräche gilt die Aufmerksamkeit den Gesetzmässigkeiten eines Systems.
Als Bestandteil des längerfristig angelegten Projekt Museum befasst sich die Ausstellung mit der Frage, wie sich ein Museum in Zukunft vor Ort weiter entwickeln kann, wie sich das Kunsthaus Zug in Stadt und Kanton verankert. Veltens Projekt macht das Museum zum „Dorfplatz“, bringt zusammen und ins Gespräch, was sonst in segmentierten Welten getrennt nebeneinander lebt. Zug wird zur Metapher für die multiple Wirklichkeit eines global village.
Das Kunsthaus Zug mobil steht vor der evangelisch-reformierten Kirche in Zug und präsentiert den Sonnenuntergang und den Hafen von Singapur in einer Videoarbeit. Für 2008/2009 ist geplant, Veltens Recherche mit dem Kunsthaus Zug mobil in Singapur fortzusetzen, das mit Zug bei allen Unterschieden manche Vergleichbarkeit hat (als direkter wirtschaftlicher Konkurrent im asiatischen Raum). Damit reflektiert Velten Fragen der Globalisierung nicht allein, sein Projekt bewegt sich selber auf dieser Ebene. Als Container ist das Kunsthaus Zug mobil selbst ein Symbol globaler Mobilität.
Die vielfältige Ausstellung im Kunsthaus Zug und im Kunsthaus Zug mobil umfasst grosse Installationen, Videoarbeiten, Hörstationen, Werke der Kunsthaus-Sammlung etc. Sämtliche Arbeiten von Till Velten sind eigens dafür entstanden, u. a. in Kooperation mit Laien. Eine Gesprächsreihe mit ganz verschiedenen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Religion und Kultur (vgl. Einladungskarte) ergänzt die Ausstellung. Nach Ende der mehrjährigen Kooperation mit Till Velten wird eine Publikation im Fink Verlag, Zürich, erscheinen.
Das Projekt wurde realisiert in Kooperation mit dem Ornithologischen Verein der Stadt Zug, der Evangelisch-reformierten Kirche, Zug, der Schweizer Schule in Singapur und mit dem Buddhistischen Zentrum in Gretzenbach.
Die Ausstellung wird grosszügig unterstützt von:


Nordstream Stiftung der Freunde Kunsthaus Zug Ernst und Olga Gubler Hablützel Stiftung, Zürich videocompany.ch