Skulptur ohne Eigenschaften
Hommage an Fritz Wotruba
Der international bekannte, österreichische Bildhauer Fritz Wotruba könnte 2007 seinen hundertsten Geburtstag feiern (1907 - 1975). Im Sinne einer Hommage veranstaltet das Kunsthaus Zug eine grosse interdisziplinäre Ausstellung mit eigenen Beständen und zahlreichen Leihgaben des Wotruba-Vereins, Wien. Sie soll einen breiten Werküberblick vermitteln und darüber hinaus mit der eindrücklichen und vielfältigen Künstlerpersönlichkeit bekannt machen. Es werden enge Verbindungen zu Literatur und Musik hergestellt.
Wotruba lebte während des Zweiten Weltkriegs gemeinsam mit seiner jüdischen Frau Marian auf Vermittlung des damaligen Zuger Bundesrates Philipp Etter in Zug im Exil, empfing hier zahlreiche Künstler-Gäste und Sammler, konnte arbeiten und ausstellen und schloss zusammen mit seiner Frau Marian zahlreiche Freundschaften, u. a. mit dem Ehepaar Kamm. Bis zu seinem Tod blieben enge Verbindungen zur Stadt bestehen. Das Kunsthaus Zug ist heute mit der umfassendsten Wotruba-Sammlung in öffentlichem Besitz und mit dem Wotruba-Archiv ein Kompetenzzentrum für den Künstler.
In der aktuellen Schau werden zahlreiche Werke aus der eigenen Wotruba-Sammlung mit Leihgaben aus Wotrubas Wiener Nachlass vereint; zu sehen sind rund 150 Werke. Bei der Vermittlung der Künstlerpersönlichkeit werden zwei charakteristische Seiten beleuchtet: 1. wird der künstlerische Prozess Wotrubas, der sich immer gerne auch als Handwerker darstellte, anhand von Gipsen, Zeichnungen, unrealisierten Projektentwürfen, Atelier-Fotos und Dokumentationen dargestellt. Dank der grosszügigen Leihbereitschaft des Wotruba-Vereins können die grossen originalen Gipsarbeiten Wotrubas (Vorarbeiten für Bronzegüsse) erstmals überhaupt gezeigt werden; darunter die spektakuläre Denkmalplastik für Richard Wagner im obersten Ausstellungsraum. 2. verweisen über 100 Briefe, Manuskripte, Bücher und Fotos auf den Denkraum Wotrubas. Der Künstler war ein kritischer Schreiber von Artikeln, Aufsätzen und Reden, pflegte mit zahlreichen Intellektuellen und Literaten eine intensive Beziehung und war sehr belesen. In der Ausstellung werden die Bezüge zu Karl Kraus, Robert Musil, Elias Canetti und Jean Rudolf von Salis im Untergeschossraum des Südtrakts herausgearbeitet; eine Besonderheit ist die Präsentation von Teilen des persönlichen Musil-Nachlasses, der nach dem Tod der Witwe Martha Musil an Wotruba ging. Dieser hatte sich während ihres Genfer-Exils sehr für Musils eingesetzt. Drei Hörstationen zu Kraus, Musil und Canetti führen mit ausgewählten Passagen direkt in ihre Literatur ein.
Zahlreiche Wandtexte geben Hinweise auf Verbindungen von Kunst und Literatur oder vermitteln persönliche Gedanken und Ansichten Wotrubas über seine Kunst und seine Zeit.
Wichtige Arbeiten aus den Beständen der Stiftung Sammlung Kamm im Kunsthaus Zug, z. B. von Gustav Klimt, Josef Hoffmann, Richard Gerstl, Egon Schiele, Alexej von Jawlensky, Paul Klee, Oskar Schlemmer, die einst dank der Beratung Wotrubas erworben wurden und in enger Verbindung zu seinen Skulpturen und Plastiken stehen, sind ebenfalls einbezogen, Wotrubas Tätigkeit als künstlerischer Leiter der Galerie Würthle in Wien, die im Besitz der Zuger Famile Kamm war, ist als weitere Facette der vielseitigen Künstlerpersönlichkeit Wotruba dokumentiert. Insgesamt wird in der Ausstellung ein dichtes inhaltliches Bezugsnetz aufgespannt, wie es gerade für die Wiener Moderne bezeichnend ist, und in deren Tradition Wotruba sich nach 1945 verstand.
Die Ausstellung wird grosszügig unterstützt von:
UBS AG, Zug Stiftung der Freunde Kunsthaus Zug Stiftung Sammlung Kamm, Zug Österreichisches Kulturforum, Bern J.&A. Kuster Steinbrüche AG Bäch