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Olafur Eliasson

The Moving Museum

May 24–Aug 16, 2009
@Kunsthaus Zug

Nach einer mehrjährigen Kooperation steht die letzte Etappe von Projekt Sammlung mit dem dänisch-isländischen Künstler Olafur Eliasson (geb. 1967) bevor.

Projekt Sammlung ist ein prozessuales Museumsmodell, mit dem das Kunsthaus Zug sich in den letzten zehn Jahren einen internationalen Namen machen konnte (Tadashi Kawamata, Richard Tuttle, Pavel Pepperstein). Es ermöglicht ungewöhnliche künstlerische Unternehmungen in einer Zeit zunehmender Beschleunigung. Dabei geht es um die produktive Kooperation zwischen Künstler und Institution jenseits etablierter Strukturen unter verstärktem Einbezug der Öffentlichkeit.

Eliasson reagierte beim Verlauf seines Sammlungsprojekts auf die architektonisch-sozialen Gegebenheiten, kulturellen Traditionen und personellen Konstellationen und Möglichkeiten des Ortes. Sammeln ist mehr als der Erwerb und die Ordnung von Werk-Objekten, im Sinne des Künstlers ist es ein künstlerischer Prozess, in dem sich Betrachter, Werk und Museum hinsichtlich der Konstituierung von Wirklichkeit neu vermitteln.

Während Eliasson u.a. 2005/2006 mit einer 300 m langen Holzrinne einen Teil des nahen Burgbachs durch das Kunsthaus umleitete und 2007 im ganzen Gebäude isländische Lava auslegte, hat er nun nach intensiver und langer Planung das gesamte Haus mit temporären Wänden in einen Wahrnehmungsparcours umgebaut. Wie nehme ich Raum wahr, wenn ich mich bewege? Empfinde ich das auch körperlich? Wie reagiere ich auf den Wechsel von Dunkel und Licht? An was erinnere ich mich und was erwarte ich?

Auf neue Weise bewegt sich der Besucher in Tunneln durch das verfremdete Gebäude und stösst dabei auf neue Projektionsarbeiten und Lichtinstallationen, auf einen Nebelraum, einen Farbkreis und eine grosse Mooswand; zwei Videoarbeiten zeigen erstmals überhaupt menschliche Körperraumzeichnungen von Eliasson.

Ging es ihm bei den voraus gegangenen Zuger Ausstellungen um die Elemente Wasser und Erde, steht diesmal das Medium Licht im Vordergrund. In Kooperation mit dem Kunsthausteam und einem lokalen Geometer sind fotografische Langzeitstudien in zweijähriger Vorbereitung im Kanton Zug entstanden. Derselbe Landschaftsausschnitt wurde vom „Milchsuppenstein“ aus zweimal bei Tagnachtgleichheit sowie am längsten und am kürzesten Tag während jeweils 24 Stunden im Abstand von zehn Minuten fotografiert. Das Ergebnis wird im Untergeschoss des Südtraktes präsentiert; jede der vier Bildreihen entspricht einem Tag. Im Untergeschoss des Nordtraktes ist eine Analemma-Fotografie zu sehen, die den Jahreszyklus der Sonne aus einem Blickwinkel des Kunsthauses Zug zusammenfasst.

Unter dem Titel The moving museum beschäftigt sich die Ausstellung mit der Frage nach dem Museum heute. Es geht um die Erfahrbarmachung und Reflexion von Wahrnehmung, Körper, Raum, Bewegung und Zeit. Eliassons Installation transformiert das Kunsthaus Zug quasi in ein 1:1 Modell. Dieses ist aber kein Realisationsentwurf; der Künstler versteht die Institution Museum vielmehr als Modell für die Konstituierung von Wirklichkeit. Die vom Tunnelsystem thematisierte Bewegung vermittelt eine neue Erlebnismöglichkeit bildnerischer Werke.

Das verzeitlichte Museum als Reise durch sich ständig verändernde und wechselseitig bedingende Kontexte. Am Ende des Parcours gelangt man zu einer Videoarbeit mit bewegten Händen: Der Körper repräsentiert The moving museum.

Der Abschluss der Kooperation mit Olafur Eliasson kann ein Neubeginn sein, denn das Kunsthaus Zug beabsichtigt einen Neubau am See beim Schützenmatt-Turnhallen-Areal zu realisieren unter Einbezug verschiedener Künstler, darunter auch Olafur Eliasson. Projekt Sammlung geht über in Projekt Museum.

Kuratiert von

Matthias Haldemann

Die Ausstellung wird grosszügig unterstützt von:

Stiftung der Freunde Kunsthaus Zug HIAG Handel AG Foto Optik Grau AG, Zug GGZ Arbeitsprojekte / GGZ Bauteil-Laden Zug Marcel Hufschmid AG, Zug