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My Mother Country – Malerei der Aborigines

Sammlung Pierre und Joëlle Clément, Zug

Sep 29, 2019–Feb 2, 2020
@Kunsthaus Zug

Draussen wird es allmählich kühl, nass und grau, drinnen leuchten warme Farben von weit her: aus Australien. Grossformatige, meist abstrakte Bilder, erdig und sinnlich. Die freien, farbintensiven, gestischen Arbeiten wirken verblüffend modern und zeitgemäss und künden doch geheimnisvoll von Ritualen und einer grossen Verbundenheit zur Kraft der Natur.

Die Vergangenheit des Gebiets, von dem diese intensiven Farben her leuchten, ist eine dunkle. Es ist das Northern Territory und konkret die Umgebung von Alice Springs, wo Aborigines in Reservate versetzt wurden. In weitläufigen Wüstenstreifen haben entwurzelte Menschen mit Pinsel, Farbe und Leinwand ihre Identität auf individuelle Weise neu zum Ausdruck gebracht. Hierher war 1971 der australische Kunstvermittler und Künstler Geoffrey Bardon mit den Malutensilien gereist: Erst arbeiteten Kinder damit, bald auch Erwachsene. Er hatte Interesse für die eigenen ästhetischen Vorstellungen der Aborigines, ihre Mythen, das Malen auf Körpern, im Sand und auf Stoff – für ihre Herkunft. Die neuen kraftvollen Bilder auf Leinwand wurden in Kunstkreisen bald hochgeschätzt und sind heute in den bedeutenden Kunstmuseen Australiens ebenso vertreten wie in Kunstsammlungen in den USA und in Europa.

Ins Northern Territory reiste auch das Ehepaar Joëlle und Pierre Clément, das heute in Zug wohnt. Immer wieder sind sie seit den späten 1990er-Jahren in die Gebiete der Aborigines in der Region von Alice Springs zurückgekehrt, um den Urheberinnen und Urhebern der Werke zu begegnen und in persönlichen Kontakten zu jener hochkarätigen Auswahl zu gelangen, die sie im Kunsthaus Zug erstmals vorstellen. Es ist überhaupt die erste thematische Präsentation von moderner Aborigines-Malerei in einem Schweizer Kunstmuseum, nachdem deren Bedeutung im zeitgenössischen Kunstkontext in wichtigen Kunst-Instituten in London, München, Hannover, Köln und Wien aufgezeigt wurde. Die Präsentation der Sammlung Pierre und Joëlle Clément im Kunsthaus Zug umfasst rund 80 sorgsam ausgewählte Werke von 50 Künstlerinnen und Künstlern aus der Zeit von 1998 bis 2008. Sie vermittelt einen hervorragenden Eindruck von der Vielfalt und besonderen Intensität der neuen Papunya-Malerei der Northern Territory bis zur Gegenwart.

Kuratiert von Matthias Haldemann