Kunsthaus Zug mobil, 25. Halt: Kunstschule Unteres Remstal, Waiblingen, Deutschland
The Bigger Picture / Sich ein Bild machen
Katalin Hausel und Matthias Megyeri sammeln in Waiblingen Gedanken und Kommentare WAIBLINGEN. Ein mobiles Museum aus der Schweiz macht halt in Waiblingen. Der Kunstcontainer wird am Freitag zwischen Stihl-Galerie und Kunstschule platziert und samt dem Gelände drum herum zwei Wochen lang von zwei Künstlern bespielt. Dem gestaltlosen Gespenst der Globalisierung wollen Katalin Hausel und Matthias Megyeri binnen zweier Wochen Leben einhauchen. Schaltzentrale ihres prozesshaften Kunstwerks soll das "Kunsthaus Zug mobil" sein. Seit sechs Jahren ist dieser Kunstcontainer im Einsatz und dient soziokulturellen und künstlerischen Projekten. Er ist eine Art reiselustiges Minimuseum, das von immer neuen Künstlern genutzt, gestaltet und an immer anderen Orten auf der Welt aufgestellt wird. Jetzt kommt der Container nach Waiblingen, wo er gewissermaßen im Fadenkreuz der Arbeit der beiden Stipendiaten der Akademie Schloss Solitude steht. Am Anfang stand die Frage, welches Thema die Menschen weltweit bewegt. Die zweite lautete: Wie verankern wir es in Waiblingen? Das Thema stand rasch fest, als das Künstlerduo sich zusammensetzte: die weltweite Finanzkrise. Während des Projekts werden Hausel und Megyeri die Schlagzeilen, Statements und eigene Fragen und Gedanken zum Thema sammeln und jeweils tagesaktuell als Spruchbänder mit Pinsel und schwarzer Farbe auf den Boden schreiben. Täglich sollen neue Bänder hinzukommen, so dass sich, aus der Vogelperspektive betrachtet, allmählich ein dichtes Netz um die Galerie, die Kunstschule und durch die umliegenden Straßen spinnt. Wo der Container steht, verdichtet sich das Netz, laufen die schwarzen Spruchbänder zusammen. "Es wird der Eindruck entstehen, dass, egal wo man steht, man immer nur einen Ausschnitt sieht", erklärt Megyeri. Man wird nie alle Texte zugleich wahrnehmen, nie einen Überblick erhalten - nicht einmal aus der Vogelperspektive, aus der das Werk am Ende aus einem Helikopter heraus fotografiert werden soll. Von dort erkennt man zwar das ganze Gespinst, aber nicht mehr die Buchstaben. Hautnahe Globalisierungserfahrung also - man steckt mittendrin und kann's nicht ganz fassen. Der Container selbst soll schwarz gestrichen werden und als "Infocenter" dienen. Nicht etwa, damit die Besucher hier Informationen einholen. Nein, sie sollen welche hinterlassen, und zwar mit weißer Kreide auf dem schwarzen Containercorpus. Die Besucher sollen dort ihre Gedanken und Kommentare niederschreiben. Um mit einem Augenzwinkern klarzumachen, um was es geht, was das Thema ist und welch ehrgeiziges Ziel mit der Kunstaktion angestrebt wird, soll die Stihl-Galerie ein neues Label erhalten. Mit leuchtenden Lettern wird darauf zu lesen sein: "Global Financial Crisis Solution Center" (Zentrum für die Lösung der globalen Finanzkrise). Kann natürlich sein, dass ein neues wichtiges Thema den beiden in die Parade fährt, die Finanzkrise als Medienthema völlig an den Rand drängt. Die US-Wahl kommende Woche beispielsweise. Da müsse man dann eben spontan reagieren, sagt Katalin Hausel. Der Zufall habe bei ihrer Arbeit mitzureden. "Wir werden immer gespannt sein, was als Nächstes kommt. Und sind schon sehr neugierig darauf, wie wir darauf reagieren", sagt Hauser. Arbeitsantritt ist Montag, an der Galerie, Punkt neun Uhr