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Inspection ‹Medial Hermeneutics›

Binokel und Monokel – Leben und Werke

Sep 20–Nov 8, 1998
@Kunsthaus Zug

1997 vergab die Dialog-Werkstatt Zug, ein Zusammenschluss verschiedener kultureller Institutionen von Zug, das erste Übersetzerstipendium an Gabriele Leupold, Berlin. Die Preisträgerin übersetzte Andrj Belyjs Roman Petersburg aus dem Russischen. Verschiedene Veranstalter führten aus diesem Anlass kulturelle Begleitveranstaltungen durch. Das Kunsthaus Zug zeigte Werke der Moskauer Künstlergruppe Inspection “Medical Hermeneutics”. Ihre Mitglieder waren zugleich Autoren und beschäftigten sich intensiv mit dem Thema Wort und Bild. Die Zuger Ausstellung und der dazu erschienene Katalog trugen den Titel Binokel und Monokel - Leben und Werke und bezogen sich auf den gleichnamigen Roman zweier Gruppenmitglieder, der im Suhrkamp Verlag erschienen ist. Mit grossen Wandzeichnungen, Objekten und Fotos hatte die Gruppe das gesamte Kunsthaus in einen “Roman” voller Irritation, Humor und Hintersinn verwandelt.

Inspection “Medical Hermeneutics” gehörte zum Kreis der Moskauer Konzeptualisten und bestand von 1987 bis 2001. Mit zahlreichen Ausstellungen wurde die Gruppe international bekannt und ihre Mitglieder zählten zu den wichtigsten jüngeren Künstlern Russlands. Die Gruppe nahm ihre Aktivitäten unter den schwierigen kulturellen Bedingungen der Sowjetunion auf und bildete mit den anderen Konzeptualisten eine Art subversive Familie genannt NOMA (zu ihr gehörten auch Ilya Kabakov und Boris Groys). Der Zirkel war eine Gesprächsgemeinschaft, die ihre Freiheit aus dem unendlichen Dialog gewann. Auf ihn beziehen sich sämtliche Arbeiten (Texte, Zeichnungen, Kommentare, Installationen) der verschiedenen Künstler. Wer den “Slang” beherrschte und die Grundthemen von NOMA kannte, konnte auch zur Zuger Ausstellung zahlreiche Bezüge herstellen, doch liess sich nie eine endgültige Lösung des Rätselhaften finden. Die Fülle der Assoziationen hob sich letztlich wieder auf: Es kam zu einer sinn-vollen Leere. Die Distanz zu allen Motiven und Themen gab Raum zur Kontemplation und Reflexion.

Die Ausstellung wird grosszügig unterstützt von:

Schweizerische Doron Preis Stiftung