Fritz Wotruba und die Wiener Moderne
Die Sammlung
Im Erdgeschoss des Südtraktes ist eine Gruppe von Steinskulpturen des bekannten Wiener Bildhauers Fritz Wotruba zu sehen, der während des Zweiten Welikrieges in Zug im Exil war. Die gruppe besteht zur Hauptsache aus Dauerleihgaben des Wotruba- Vereins, Wien. Erfreulicherweise gelangte im letzten Jahr ein weiteres, wichtiges Werk Wotrubas in unsere Sammiung "der Stein, Grosse legende Figur" von 1960: er wurde von einer privaten Stiftung im Kunsthandel erworben und bleibt als Dauerleingabe in der Sammiung. Gemeinsam mit den beiden im Garten befindlichen grossen Werken Wotrubas, Hauptwerke der 70er Jahre, befinden sich in Zug wie sonst nirgends repräsentative Steinskulpturen des Künstlers aus fünf Jahrzehnten!
Als thematische Ergänzung zeigen wir eine kleine skizzenartige Ausstellung im Untergeschoss des Südtraktes mit dem Titel ,Fritz Wotruba und die Wiener Moderne". Um kleinere Bronzen Wotrubas und frühe Arbeiten auf Papier sind Werke verschiedener Wiener Künstler dieses Jahrhunderts versammelt:. Avramidis, Boeckl, Hanak, Hoffmann, Klimt, Kokoschka, Schiele und Urteil. Die hochkarätigen Exponate stammen u.a aus der Sammlung Haab, die Eigentum der Kunstgesellschaft ist, und von mehreren Sammlern aus der Region. Zu allen genannten besass Wotruba eine enge Beziehung: Hanak war sein Lehrer von dem er sehr geprägt wurde, Klimt, Kokoschka und Schiele schätzte er als Künstler, besass z.T. auch Werke von ihnen, mit Josef Hoffmann, dem berühmten Architekten und Gestalter war er befreundet. Boeckl war massgeblich verantwortlich dafür, dass Wotruba nach Ende des Krieges in Zug den Ruf als Professor für Bildhauerei an die Akademie Wien erhielt. Avramidis und Urteil warn später dort zwei seiner begabtesten Schüler.
Anhand der gezeigten Werke lassen sich zahlreiche, aufschlussreiche Vergleiche mit Arbeiten Wotrubas anstellen, doch kann hier nicht darauf eingegangen werden. Nur soviel: die kargen, einfachen, umrissbetonten Figurenzeichnungen von Klimt, Schiele und Kokoschka steen den Zeichnungen Wotrubas nahe, sind ja selbst gleichsam „Bildhauerzeichnungen". Der kahle, astlose Baumstamm, wie er den beiden eindrücklichen und einzigartigen Gemälden von Schiele und Klimt eigen ist, wurde für Wotruba in den 50er Jahren Metapher und formaler Orientierungspunkt seiner Bronzefiguren. Insbesondere die grosse, im Garten befindliche Figur von 1974 schliesst diesen älteren Werktyp mächtig ab und ist eine Mischung von Mensch und knorrigem und astlosem Stamm. Das Besondere der Werkauswahl besteht nebst der ausserordentlichen Qualität der gezeigten Exponate darin, das die meisten einmal durch die Hände Wotrubas gingen. Dieser war seit den fünfziger Jahren als Berater tätig für die damals wichtigste Wiener Galerie Würthle. An der Konzeption ihrer Ausstellungen klassischer und zeitgenössischer Moderne war er massgeblich beteiligt. Ziel war letztlich die Bekanntmachung und Vermittlung moderner Kunst von der man in Wien damals wenig wusste. Zahlreiche der hier gezeigten Werke stammen aus jenen Galerieausstellungen und wurden von Wotruba dafür ausgewählt. Das gilt für die Ölbilder wie für Zeichnungen von Klimt, Schiele, Kokoschka und Boeckl. Es muss kaum betont werden. wie hoch die Bedeutung dieser historisch einmaligen Werkgruppe ist, - insbesondere für Zug.
Die Ausstellung wird grosszügig unterstützt von:
National-Versicherung, Zug