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Tadashi Kawamata

Tadashi Kawamata (*1953) realisierte von 1996 bis 1999 gemeinsam mit verschiedenen Institutionen und Gruppierungen einen hölzernen Weg mit fünf Stationen durch Zug, der bis zum Kunsthaus führt. Die noch heute vorhandenen und frei zugänglichen Installationen, darunter ein Hüttendorf im Zuger Strandbad, bieten bequeme Gelegenheiten zum Verweilen. Kawamatas Arbeit Work in Progress in Zug geht zu den Menschen, sucht den Dialog und vermittelt einen anderen Blick auf die vertraute Umgebung.

Das nachhaltige Wirken von Kawamata, der jährlich mehrere Wochen in Zug arbeitete, hat eine ganze Stadt in Bewegung gesetzt und das Kunsthaus geöffnet. Sämtliche Entwürfe, eine Gruppe von Modellen und Dokumentationen zum Work in Progress in Zug sowie der das Gesamtprojekt dokumentierende Foto-Essay von Guido Baselgia befinden sich in der Kunsthaus-Sammlung. Die beliebten und viel genutzten Holzinstallationen werden von der Stadt bis heute unterhalten und erneuert, zuletzt im Gebiet Brüggli 2022. Periodisch kehrt der Künstler nach Zug zurück, um über die Zukunft seiner Arbeiten zu sprechen. Work in Progress in Zug hat eine Ausstrahlung weit über die Region hinaus und führte zu Folgeprojekten des Künstlers in Basel, Neuenburg, Uster, Zuoz und Zürich. In der Folge verfolgte der Künstler ähnliche Langzeitprojekte in Europa und Japan.

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Tadashi Kawamata. Work in Progress in Zug

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Tadashi Kawamata ist mit seinen grossen Architektur-Installationen aus Holz, die der Japaner auf der ganzen Welt realisiert, international bekannt geworden. Seine Interventionen sind Ergebnisse intensiver Auseinandersetzungen mit den räumlichen, sozialen und historischen Bedingungen der jeweiligen Orte. Oft begegnen sie den perfekten Gehäusen urbaner Zivilisation mit der Veranschaulichung einfachen, ursprünglichen Bauens, das auf Individuen und kleine soziale Gemeinschaften bezogen ist und im Fluss des Lebens steht.

In Zug hatte der Künstler erstmals die Möglichkeit, über Jahre ein grosses Projekt zu entwickeln und zu realisieren. Er nannte es Work in Progress in Zug. Es bezog sich ausschliesslich auf den öffentlichen Raum, das Kunsthaus trat damit aus seinen Mauern und öffnete Grenzen. Kawamata hatte als Reaktion auf die für ihn ungewohnten Bedingungen neuartige Werke konzipiert. Sie wurden in der ersten Ausstellung mit grossen Installationen, Modellen und einem Film vorgestellt.

Tadashi Kawamata. Work in Progress in Zug

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In der zweiten Etappe seines mehrjährigen Work in Progress in Zug hatte Tadashi Kawamata erste Ideen im Aussenraum realisiert. Das Schulhaus Sternmatt II in Baar erhielt einen ortsbezogenen Holzsteg mit Turm, die kleine Arena auf dem Landsgemeindeplatz versah der Künstler mit einer zum Sitzen bequemen Holzverkleidung, und der Zugang vom Burgbachplatz zum Kunsthaus Zug wurde mit einer treppenförmigen “Passage” markiert. Im Kunsthaus waren verschiedene neue Holzmodelle zu sehen, welche die intensive Auseinandersetzung des international bekannten Künstlers mit Zug veranschaulichten.

Tadashi Kawamata. Work in Progress in Zug

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Im Rahmen der mehrjährigen Zusammenarbeit des Kunsthaus Zug mit dem japanischen Künstler Tadashi Kawamata entstanden verschiedene Installationen aus Holz. Im Bereich Brüggli realisierte der Künstler in Zusammenarbeit mit der Stadt Zug und der Job-Börse Zug verschiedene Gehwege, die auch als Sitzbänke oder zum Liegen benutzt werden können. Im neuen Strandbad von Zug realisierte der Künstler weitere permanente Installationen: Zehn Badehütten und eine rund 100 Meter lange Holzwand, die das Gelände gegen aussen abschliesst. Andere Installationen, die für die Dauer einiger Jahre vorgesehen und bewilligt wurden, befinden sich auf dem Burgbachplatz (Treppe) und auf dem Landsgemeindeplatz (kleine Arena).

Tadashi Kawamata. Work in Progress in Zug

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Seit 1996 arbeitete der japanische Künstler Tadashi Kawamata jedes Frühjahr für ein paar Wochen in Zug. Im Sommer 1999 kam das Projekt zum vorläufigen Abschluss: Am Seeufer errichteten die Truppen des Geniebataillons 36 und eine Gruppe von Erwerbslosen gemeinsam mit dem Künstler einen Schiffslandesteg für die Yellow – das Schullager-Schiff der Gemeinnützigen Gesellschaft Zug.

Kawamatas Bauten, bewilligt jeweils auf vier Jahre hinaus, blieben noch länger im Stadtraum stehen. Die rasche Alterung rohen Holzes begleitete das Leben der Stadt. Das haltlose Fliessen von Zeit ist immer auch Thema des japanischen Künstlers. Seine Bauten in Zug sind als Angebot an die Bevölkerung zu verstehen, zu gehen, zu ruhen, zu schauen und zu denken. Ihre Erhaltung fordert ein stets sich erneuerndes Bekenntnis – sie spurlos wegzuräumen ist jederzeit eine Option. Das unterscheidet sie grundsätzlich von anderen, autoritäreren Eingriffen in den öffentlichen Raum.

Die Ausstellung in den Räumen des Kunsthauses bot mehr als nur einen Rückblick auf die vierjährige Zusammenarbeit. Hier liess sich ein Teil des Werkprozesses nachvollziehen. Frühe Maquetten, Skizzen und ein Video zeigten die Annäherung des Künstlers an die noch fremde Stadt. Auch alternative und utopische Vorschläge – z.B. für den verkehrsreichen Kolinplatz – waren im Modell erfahrbar. In leichtem, hellen Pappelholz entwickelte und klärte Kawamata seine Ideen. Oft dienten die Modelle auch als Basis der Gespräche mit Bauleuten und Bewilliungsgremien; sie blieben – z.T. vom Kunsthaus angekauft – zurück als Dokumentation der Arbeit, vom Künstler wie Gedanken schwebend in den Raum gehängt.

Seither werden seine Arbeiten von der Stadt regelmässig erneuert und sind bei der Bevölkerung beliebt.

Tadashi Kawamata. Work in Progress in Zug

Projekt Sammlung (5). Kunsthaus Zug mobil, 5. Halt: Kloster Schönthal, Langenbruck/BL

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Der transportable Ausstellungsraum Kunsthaus Zug mobil hatte im Sommer 2003 seinen ersten Einsatz ausserhalb des Kanton Zug. Die Stiftung Sculpture at Schoenthal im basellandschaftlichen Langenbruck war Gastgeberin für eine kleine Ausstellung von Tadashi Kawamatas Work in Progress in Zug 1996–1999. In Kooperation mit dem Kunsthaus Zug hatte Kawamata über Jahre ein Sammlungsprojekt im öffentlichen Raum von Zug realisiert, das der Fotograf Guido Baselgia dokumentierte.

Es entstanden zahlreiche Modelle und Entwürfe. Im Container sowie im ehemaligen Abtzimmer der Klosteranlage im Schönthal wurde eine Auswahl davon mit Fotos von Baselgia und Dokumentationsmaterial aus der Kunsthaus-Sammlung vorgestellt. Kawamata bestimmte den Standort des Containers gegenüber der romanischen Klosterkirche, richtete die Ausstellung mit ein und verband das Kunsthaus Zug mobil und die Galerie-Kirche mit einem hölzernen Walkway. Ein eindrücklicher Kontrast zwischen Alt und Neu, Festem und Mobilem, kulturgeschichtlichem Artefakt und industriellem Produkt. Kawamatas Zuger Projekt wurde auswärts fortgesetzt, ganz nach seiner Vorstellung eines “travelling space”. Zwei ganz unterschiedliche Kunst-Institutionen kamen in engen Kontakt.