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Roman Signer

Roman Signer (*1938) ist einer der wichtigsten Schweizer Künstler unserer Zeit. Er versteht sich selbst als “Zeitkünstler” und thematisiert in seinen “skulpturalen Ereignissen” sowie “Zeitskulpturen” die Vergänglichkeit. Das Kunsthaus Zug verdankt der langjährigen Freundschaft – ab den frühen 1990er-Jahren – zwischen Peter Kamm (1935–2008) und seiner Frau Dr. Christine Kamm-Kyburz (1949–2019) mit Roman Signer und seiner Frau Aleksandra Signer (*1948) eine umfassende Sammlung von Signers Werken. Das Ehepaar Kamm schenkte ihre Signer-Sammlung 2009 dem Kunsthaus Zug, und komplettierte diese eigens dafür. Werke aller Schaffensperioden von Roman Signer sind darin versammelt.

In der wohl umfassendsten öffentlichen Sammlung des Künstlers befinden sich frühe Skizzen, fotografische Arbeiten, Videos, Objekte, Installationen, Editionen und Publikationen. 2009 hat der Künstler die Kollektion im Kunsthaus präsentiert. Im Anschluss folgten weitere Interventionen, Projekte, Aktionen und Ausstellungen im Rahmen von Projekt Sammlung. 2015 wurde die begehbare Stahlskulptur Seesicht an der Seeuferpromenade in Zug realisiert. 2019 folgte eine zweite grosse Ausstellung im Kunsthaus. Anfang 2022 realisierte Signer eine Aktion im Hof des Kunsthaus Zug als Hommage an das verstorbene Zuger Sammlerpaar Peter und Christine Kamm-Kyburz.

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Roman Signer. Werke 1975–2007. Schenkung Christine und Peter Kamm

Projekt Sammlung (1)

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Roman Signer (St. Gallen) ist mit seinen Aktionen seit 1981 bekannt geworden und zählt heute zu den bedeutendsten Kunstschaffenden der Schweiz mit internationalem Ansehen. Ausgehend von der Skulptur interessiert sich Signer für energetische Prozesse oder “Ereignisse”, wie sie sich in seinen inszenierten Aktionen manifestieren. Bei der Beschäftigung mit den natürlichen Elementen Wasser, Feuer, Erde und Luft geht es auch um die Untersuchung der Zeit. Spielerisches schlägt dabei um in Existentielles; hinter der vermeintlichen Leichtigkeit der ausgeklügelten Prozesse lauert die Vergänglichkeit. Signers humorvoll-sarkastisches Werk thematisiert auch die Rolle des Künstlers, die er gänzlich entmystifiziert. Selbstironisch wird der “sinnlos” agierende Artist als ewig Scheiternder vorgeführt, mitunter als tragischer Clown, dessen Sprengungen und sonstige Katastrophen kaum Spuren hinterlassen und sich buchstäblich in Rauch auflösen.

Seit Anfang der 1990er-Jahre verband Roman und Aleksandra Signer eine enge Freundschaft mit Peter Kamm und Christine Kamm-Kyburz, die zu begeisterten Signer-Sammlern geworden sind. Aus Anlass der vom Künstler eingerichteten Ausstellung wurde das gesamte Signer-Konvolut der Kamms als Schenkung dem Kunsthaus Zug übergeben. Dazu gehören zahlreiche Skizzen, Fotografien, Videos, Objekte, Installationen und Bücher, die alle Werkgruppen und die gesamte Schaffenszeit des Künstlers repräsentieren. Mit der Nationalgalerie Berlin und dem Kunstmuseum St. Gallen besitzt das Kunsthaus Zug die wichtigste öffentliche Signer-Sammlung. Ihre erstmalige Präsentation 2009 war eine Hommage an Peter Kamm, der Anfang 2008 unerwartet verstarb.

Roman Signer – Seesicht

Projekt Sammlung (2)

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Roman Signer stellte als zweite Etappe der 2009 begonnenen Kooperation eine Projektidee für Zug unter dem Titel «Seesicht» vor. Ein Modell, Zeichnungen und Fotographien veranschaulichten das ambitiöse Vorhaben für den öffentlichen Raum. Zudem wurde seine neue Videoarbeit «Flügel» (2009) erstmals vorgestellt.

Roman Signer – Seesicht

Projekt Sammlung (3)

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Zum 25. Jubiläum realisierte das Kunsthaus Zug die Skulptur «Seesicht» des renommierten Schweizer Kunstschaffenden Roman Signer an der Zuger Seepromenade. Nach fünfjähriger Planung wurde das Werk am 30. Mai 2015 der Zuger Bevölkerung übergeben. Zur Einweihung, zu der 700 Besuchende kamen, machte der Künstler eine Aktion auf dem See. Ein Kajak wurde vom Dach der «Seesicht» gestossen, rutsche die Schräge hinunter und versank vertikal im See.

Die architektonische Stahlskulptur an prominenter Lage bei der Seeuferpromenade (Rössliwiese) führt mit einer Treppe unter den Wasserspiegel und eröffnet durch ein Fenster den Blick in den See. Das Werk ist für zehn Jahre bewilligt (bis 2025) und ist weiterhin regelmässig geöffnet.

Ebenso humorvoll wie überraschend und tiefgründig vermittelt es einen neuen Blick auf die vertraute Umgebung. Wenn der lokale Bauboom immer grössere und höhere Gebäude entstehen lässt, die den Seeblick zunehmend verstellen, führt Signer an einem Ort mit grandioser See- und Alpensicht in die Tiefe und zeigt den Wasserkörper. Bei wechselnder Tages- und Jahreszeit und abhängig vom Wetter ist derselbe Ausblick immer wieder anders. Mitten in der Stadt bietet das künstlerische Natur-Observatorium auch einen willkommenen Rastplatz beim Flanieren. Die Verbindung zum Seegrund mag im Sinne des Künstlers aber auch an die Zuger Seeuferkatastrophe von 1887 erinnern, als ein Teil der Vorstadt im See versank und elf Menschen in den Tod riss. Noch heute liegen dort die Trümmer in der Nähe der Skulptur. Die Katastrophe, von der Signer als Kind in der Schule in Appenzell vernahm, machte ihm den Namen Zug erstmals bekannt.

Die Skulptur, es handelt sich um eine der grössten des Künstlers überhaupt, wurde vom Kunsthaus Zug in enger Absprache mit den Behörden von Kanton und Stadt und in Kooperation mit lokalen Firmen und Handwerksbetrieben realisiert. Es erweitert die wohl umfassendste Museumssammlung des Künstlers im Kunsthaus Zug (Schenkung Christine und Peter Kamm). So wurde 2015 neben der ortsbezogenen Skulptur «Seesicht» das Kunsthaus Zug mobil an der Rigiecke stationiert, wo auch eine Kabinett-Ausstellung des Künstlers mit einer neuen Videoarbeit, einem Modell und mit Werken der Sammlung zum Thema Wasser gezeigt werden. Ausserdem präsentierte das Kunsthaus Zug eine umfangreiche Gruppe von Projektskizzen Signers aus der Sammlung.

Konstellationen. Künstlerinnen der Sammlung und Sara Masüger, Aleksandra Signer, Katharina Anna Wieser – Roman Signer

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Eine Sammlung, so sie nicht eindimensional ist, lässt viele Wege zu, hat Kreuzungen, Parallelen und Abzweigungen. Nachdem wir uns in unseren ersten Übersichtsschauen von 2015 auf Künstler beschränkt hatten, kamen nun die Künstlerinnen zum Zug. Ihre Werke wurden in offenen Konstellationen zueinander gezeigt. Aleksandra Signers Videoarbeiten schlugen die Brücke zwischen den “Konstellationen” der Künstlerinnen der Sammlung, Sara Masüger sowie Katharina Anna Wieser im Nordtrakt, und der weiterhin laufenden, jedoch veränderten Ausstellung von Roman Signer im Südtrakt zur Eröffnung seiner begehbaren Skulptur Seesicht. Diese in den See hinabführende Treppe am Zuger Seeufer bietet einen faszinierenden Einblick in die Unterwasserwelt und steht dem Publikum zehn Jahre lang zur Besichtigung offen (bis 2025). Das Künstlerpaar Signer arbeitet seit Jahrzehnten zusammen, stellte 2010 im Kunsthaus Zug aber zum ersten Mal gleichzeitig aus.

Roman Signer. Neue Skulpturen, Videos und Installationen

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Wenn es wieder Sommer wird, dann ziehen Rasenmäher ihre Runden. Auch im Kunsthaus Zug: Innerhalb eines abgesteckten Raums, vermessen von einem Roboter-Rasenmäher auf steinernem Grund. Wo ein Rasenmäher ist, aber kein Rasen, da kann Roman Signer nicht weit sein. 2019 wurde ihm in den Räumen des Kunsthaus Zug und darüber hinaus eine zweite grosse Einzelausstellung nach jener im Jahr 2009 gewidmet. Es war dies ein weiterer Schritt in einer langjährigen Zusammenarbeit. Die Seesicht, Signers architektonische Skulptur an prominenter Lage am Zuger Seebecken, ist zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden. Mit grosszügigen Schenkungen der leider im Januar 2019 verstorbenen Christine Kamm-Kyburz, ihrem Ehemann Peter Kamm (1935-2008) und des Künstlers selbst, darf das Kunsthaus Zug die wohl umfassendste Signer-Sammlung zu seinen Schätzen zählen.

Signers Werke erklären sich gerade so weit, dass es die Fantasie anzuregen vermag. Seine Skulpturen sind seine Worte, wie er sagt: Ein Rasenmäher und ein Fass, ein Stiefel, ein Quadrokopter und ein Kajak. In immer neuen Kombinationen entwickelt er prozesshaft Bausätze weiter zu neuen Werken. Aus den “Worten” werden immer neue Sätze. Damit diese funktionieren, braucht es bisweilen Wasser, Wind, Feuer oder Sand; immer braucht es die Gedankenwelt der Betrachtenden, die den Blick des Künstlers auf das Absurde am menschlichen Dasein freilegt.

Es wurden neue, in der Schweiz nie präsentierte Arbeiten gezeigt. Wer den Sprengstoff-Signer mag, findet in diesen neuen Arbeiten seinen Humor wieder, selbst wenn der leise daherkommt. Das Spektakel nämlich ist nur ein Aspekt, der konzeptionelle Überbau ist ein weiterer. Hinzu kommt eine zarte Poesie, die an die Grundfeste des Menschseins rührt.

Aktion von Roman Signer

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Zum Abschluss der Ausstellung Zeit und Raum – Hommage an Peter und Christine Kamm machte der Künstler Roman Signer eine Aktion im Hof des Kunsthaus Zug. Von dort aus sprengte eine Rakete mit rotem Band zum Himmel, das sich anschliessend über die Stadt legte. Die langjährige Freundschaft des Künstlers und seiner Frau Aleksandra Signer mit Peter und Christine Kamm führte dazu, dass das Kunsthaus Zug dank der Schenkung des Sammlerpaars wohl über die facettenreichste öffentliche Sammlung Signers verfügt.