
Friedrich Kiesler
Endless House Study
Der hier vorliegende Entwurf hält Friedrich Kieslers Auseinandersetzung mit einer adäquaten Art des Wohnens im 20. Jahrhundert fest. Diese sah der Künstler-Architekt in einem «Endless House»: eine im inneren flexible Struktur, die an die Bedürfnisse des darin Lebenden angepasst werden kann.
Kiesler wählte eine biomorphe Form, bei der schalenförmige Wände ineinandergreifen und eine kontinuierlich fliessende Raumunterteilung schaffen. Er erklärte: «Seine Gestalt und Form sind bestimmt durch innewohnende Lebenskräfte und nicht durch Baugesetze oder die Launen von Dekor-Marotten. Der Raum im Endless House ist kontinuierlich. Alle Lebensbereiche können in einem einzigen Kontinuum vereinigt werden. (…) Jeder der Raumkerne kann einzeln von der Ganzheit der Wohnung getrennt werden, kann abgeschlossen und wiedervereinigt werden, um verschiedenen Bedürfnissen zu genügen. (…) wie die verschiedenen Pläne zeigen, hat jeder Bereich große Öffnungen in verschiedenen Gestalten und Formen, entsprechend dem Kreislauf der Sonne und den vorherrschenden Winden.»
Obwohl sein «Endless House» nie baulich umgesetzt wurde, erhielt Kiesler bereits zu Lebzeiten dafür Anerkennung. Seine zahlreichen Entwürfe und Modelle waren in den 1950er Jahren in New York ausgestellt. 1960 setzte dank der Präsentation in «Visionary Architecture» im MoMA der internationale Erfolg ein. Heute zählt sein «Endless House» zu einem der visionärsten Projekte der Architektur des 20. Jahrhunderts. Die Schalenform sollte jedoch auch Kieslers skulpturales Schaffen massgeblich beeinflussen. (Alexandra Sattler)